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"Tabuthema Depression"

„Die Aktualität des Themas Depression, hervorgerufen durch den vermeintlich erweiterten Suizid des Co-Piloten der Germanwings-Maschine in der Tagespresse, zeigt, wie wichtig der offene Umgang mit dem Tabuthema ist“, betont Babak Rafati. Der ehemalige Schiedsrichter Babak Rafati spricht über seine Depressionen und über seinen erfolgreichen Heilungsprozess.

Video Babak Rafati

Er fügt aber hinzu, dass es sich nicht um einen Fachvortrag handelt und er selbst kein Therapeut ist. Er könne nur von seinen eigenen Erfahrungen, die kurz vor dem Tod endeten, erzählen. Babak Rafati berichtet schonungslos offen, selbstkritisch und ehrlich von sich, seinem Leben als Schiedsrichter im Profifußball und dem am eigenen Leib erfahrenen Mobbing seitens seiner Vorgesetzten. Er steht zu seinen Fehlern und Fehleinschätzungen, verherrlicht nichts und kennt keine Tabus. Auch die seelischen Verletzungen durch die Presse spricht Rafati an.

 

Schleichender Prozess in die Depression

In der ersten „Halbzeit“ des Vortrages berichtet der gelernte Bankkaufmann von seinem Weg in die Depression: warum? Das große Fragezeichen einer solchen Krankheit.

 

Warum, kann man nicht genau sagen, denn dieser Weg ist facettenreich. Bei Babak Rafati kam viel zusammen, der Leistungsdruck, der eigene Perfektionismus, Mobbing, die Angst, Fehler zu machen, oder auch das Gefühl, die männlichen Ideale und Stärke aufrechterhalten zu müssen. Trotz seiner ausländischen Herkunft - in Deutschland als Kind persischer Eltern geboren - hatte Rafati sich zum Profischiedsrichter hochgearbeitet. Er hatte in der zweiten und dann auch in der ersten Bundesliga zahlreiche Spiele gepfiffen, sogar auf internationaler Ebene hatte er als FIFA-Schiedsrichter Erfahrungen gesammelt. Und es war für Rafati ein Kampf - ein Kampf immer alles richtig machen zu wollen, sich dabei auch vor die Fehlentscheidungen seiner Schiedsrichterkollegen stellend und bei seinem Vorgesetzten um Unterstützung bittend.

 

Ein langsamer, schleichender und nach außen nicht sichtbarer Prozess führte den Sympathieträger in die Depression. Selbst die Merkmale wie Schlaflosigkeit, Antriebslosigkeit, Minderwertigkeitskomplex und die Angst, ja gar Panik, vor Fehlern versuchte Rafati weiterhin zu ignorieren, vertuschen oder unter den Teppich zu kehren.

 

Auch das irgendwann entstehende Kopfkino mit dem Hang zum Verfolgungswahn, den ersten Anzeichen von Schizophrenie, der Isolation und dem Gefühl keine Selbstliebe und keine Nächstenliebe mehr empfinden zu können, war für Babak Rafati noch kein Grund, die Notbremse zu ziehen. „25 Jahre Schiedsrichter zu sein, das wirft man doch nicht einfach weg.“ Körper und Seele trennen sich irgendwann, sagt Rafati emotional, man ignoriert die Signale des Körpers und Hass und die Wut auf sich selbst nagten 18 Monate lang an und auf dem Sportler.

 

Gescheiterte Suizidversuche

Dann kam der 19. November 2011 - ein Tag, den viele Fußballer und Fußballfans, aber ganz besonders Babak Rafati und seine Familie, nie vergessen werden. Wieder war es ein Spiel des 1. FC Köln gegen Mainz 05, diese Begegnung war sein Debüt in der Bundesliga und wäre nun sein 85. Spiel gewesen. Aber es kam anders. Ein Tag, der beinahe mit einer Katastrophe geendet hätte.

 

Gefühlvoll und schonungslos offen berichtet Babak Rafati von diesem Tag, lässt das ergriffene Publikum teilhaben an seinem Kampf für und gegen sein eigenes Leben. „Beim Abendessen mit den Kollegen war noch alles ok, aber als ich in mein Zimmer kam, war dieser Raum auf einmal nebulös - ich hatte das Gefühl zu ersticken, konnte nicht schlafen und habe die Zeitangabe am Fernseher minutiös genau beobachtet. Wie viel Stunden und Minuten noch, bis ich auf den Platz muss. Die letzten eineinhalb Jahre zogen an mir vorbei. Wieso? Weshalb? Warum? Irgendwann wurde ich immer unruhiger, es war, als ob ich die totale Kontrolle über mich verloren habe.“ Rafati lässt nichts aus, schildert die Nacht, die Ängste, die Versuche sich mit Alkohol und Tabletten das Leben zu nehmen, die Überlegungen sich vom Hochhaus zu stürzen oder doch vor einen Zug. Der Suizidversuch endete in der Badewanne, die Strangulation mit dem Bademantelgürtel scheiterte, ertrinken klappte auch nicht. Und zum Glück scheiterte auch der Versuch, sich mit einer Glasscherbe die Arme aufzuschneiden. „Ich wollte doch nur als Mensch behandelt werden“, dies war der Satz, der dem heute 44-jährigen Hannoveraner immer im Kopf herumgeisterte und den er am liebsten laut rausgeschrien hätte.

 

Glücklicherweise fanden seine Schiedsrichterkollegen den Schwerverletzten rechtzeitig und konnten bis zum Eintreffen der Notärzte Erste Hilfe leisten.
Tief durchatmend bat Babak Rafati für sich, seine Frau, aber auch für die Zuhörer selbst um eine kleine Pause, die von den ergriffenen und teilweise erschütterten Gästen gerne angenommen wurde.

 

Nach der kurzen „Halbzeitpause“ zeigte Rafati auf, wie er den für ihn sehr schweren Weg aus der Depression gefunden hat.

 

Der lange Heilungsprozess

Die Zeit im Krankenhaus ist für Rafati immer noch sehr intensiv: Demaskiert - Scham - Feigling - die Angst von der Familie verstoßen zu werden, Höllenqualen, die sich in seinem Gedankenkarussell immer schneller drehten und sich wie eine tickende Zeitbombe durch die nächsten Monate seines Lebens zogen. Der Suizidgedanke war immer noch da.

 

Erst die stationäre Therapie half dem angeschlagenen Profischiedsrichter wieder auf die Beine. Hier lernte Rafati das Geschehene zu verarbeiten und auch mit seiner Frau über seine Gedanken, Sorgen und Ängste zu reden. Eine anstrengende, lange Therapie, die ihm und seiner Familie viel Kraft und Tränen gekostet hat.

 

Rafati hat inzwischen viel gelernt und möchte insbesondere mit seinen selbstkritischen Vorträgen aufzeigen, wie er einen Weg aus der Depression gefunden hat und welche Strategien er sich gegen Burn-out überlegt hat. Wichtig in seinem Heilungsprozess war die Änderung der Sichtweise. Altes mit neuen Augen betrachten, nennt Rafati eine seiner Strategien. Probleme gibt es immer, man muss nur lernen, damit umzugehen und die Wertigkeit der Probleme neu festlegen.

 

Was andere denken, sagt der gelernte Bankkaufmann, das sollte einem egal sein, aber man sollte immer achtsam mit sich umgehen. Seine Aussage „Männer dürfen Gefühle zeigen und auch mal weinen“ wurde mit spontanem Applaus aus dem Publikum bestätigt und auch die Kompetenz und den Mut zur Veränderung wurde mit wohlwollendem Nicken der Zuhörer bestätigt. „Habe den Mut, Dinge zu ändern, die du ändern kannst. Habe den Mut, Dinge zu akzeptieren, die du nicht ändern kannst.“ Klare Sätze, die viel von dem aussagen, was Babak Rafati in den letzten Jahren nach seinem Suizidversuch gelernt hat.

 

Perfektion löst Aggressionen aus, Grenzen setzen für sich und andere, Schwächen bei sich und anderen akzeptieren und, das ist für Rafati das Wichtigste, Zusammenrücken und Zusammenhalten, egal woher du kommst und egal wer du bist.

 

Ein emotional offener, selbstkritischer Vortrag über sein eigenes Leben, so kann man die fast zwei Stunden mit Babak Rafati beschreiben. Ein Vortrag, der zum Nachdenken anregt, der mit einer offenen Fragestunde ohne Tabus und mit dem Angebot zum Vieraugengespräch ergänzt wurde.


Ein Vortrag eines Mannes, der den Weg zur Hölle aber auch zurückgegangen ist, eines Mannes, dem es wichtig ist, Aufklärung zu betreiben, eines Mannes, der präventiv arbeitet und die Augen für die Krankheit „Depression“ öffnen will, eines Mannes, der seinen Lebenswillen, seinen Humor und seine Träume wiedergefunden hat.

 

Bezeichnend für diesen beeindruckenden Redner war auch sein Wunsch, die Zuhörer mit einem Lächeln aus diesem emotionalen Seelenstriptease gehen zu lassen. Babak Rafati erheiterte die angespannte Stimmung mit zwei wunderschön dargestellten Anekdoten aus seinem Schiedsrichterleben und sorgte so für einen harmonischen Abschluss dieses doch extrem nachhaltigen Abends."

 

Profil Babak Rafati

 

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Quelle:http://anzeiger.marktplatz-osterholz.de/Aktuelles.40.0.html?&tx_ttnews[tt_news]=2433&cHash=cb84ecd6c4967fb8ef2d2378729bf457