"Babak Rafati hat als Schiedsrichter 84 Bundesliga-Spiele geleitet. Wenige Stunden vor seiner 85. Partie versuchte er, sich das Leben zu nehmen. In der «sportlounge» sprach der Deutsche mit persischen Wurzeln über seine bewegende Leidensgeschichte.
«Ich habe Angst. Zum ersten Mal in meinem Leben panische, körperlich zermürbende Angst», schreibt Babak Rafati in seinem Buch Ich pfeife auf den Tod. Er beschreibt seinen Zustand in der Nacht vor dem Bundesliga-Spiel zwischen Köln und Mainz, das er hätte leiten sollen. Ironischerweise genau die gleiche Begegnung, die er bei seinem Bundesliga-Debüt 2005 gepfiffen hatte.
Doch so weit kam es nicht. Rafatis Angst war zu gross. Er schnitt sich in seinem Hotelzimmer die Pulsadern auf und versuchte, sich das Leben zu neben. Seine Assistenten fanden den heute 44-Jährigen aber noch rechtzeitig und retteten ihm das Leben. Das war vor dreieinhalb Jahren, am 19. November 2011.
«Mit geht es gut. Ich habe das alles überstanden. Heute bin ich geheilt», sagt Rafati im Gespräch mit der «sportlounge». Warum aber ist es überhaupt so weit gekommen? In seiner Biographie richtet Rafati happige Vorwürfe an seine damaligen Vorgesetzten. «Fussball ist ein Geschäft, das Menschen verbrennt. Jeder darf Fehler machen - nur du nicht, Babak», soll der Schiedsrichterchef zu ihm gesagt haben.
Zudem wurde der Sohn von persischen Eltern von den Spielern mehrfach als schlechtester Schiedsrichter der Bundesliga gewählt. Das soll aber nicht der Auslöser für seinen Suizidversuch gewesen sein. «Es waren menschenverachtende Mechanismen, die mich zurückgeworfen haben», sagt Rafati und wird sogleich deutlich: «Relevant für mich war, dass ich von 2 Führungskräften während eineinhalb Jahren systematisch gemobbt worden bin.»
Rafati stürzte «in einem schleichenden Prozess» in die Depression und sah keinen Ausweg mehr. Doch das gehört mittlerweile der Vergangenheit an. «Ich bin wieder zurück in Leben. Ich musste mich verlieren, um mich wieder zu finden», so Rafati. Im Moment noch ohne Fussball. «Die frühe Entscheidung, nicht auf den Platz zurückzukehren, war für meinen Heilungsverlauf sehr wichtig», erklärt er und betont aber auch: «Schiedsrichter zu sein, ist noch immer meine Leidenschaft.»"
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